Die Faser:
Das Exmoor Horn Schaf erhielt seinen Namen durch seine ursprüngliche Verbreitung im Exmoor National Park, in England. Und auch heute noch ist diese Rasse die meist verbreitete indem Gebiet.
Das Exmoor Horn Schaf ist als sehr widerstandfähig bekannt. Man erkennt es sofort an seinem robusten Körperbau und seinem Gesicht, das scheint, als würde das Schaf immer lächeln. Sowohl männliche als auch weibliche Tiere haben opulent geschwungene Hörner.
Die Wolle der Exmoor Horn Schafe ist immer weiß. Sie hat eine leichte Kräuselung (Crimp) und lässt sich gut in einzelne Stapel teilen. Durch ihre Stapellänge von ca. 10cm, lässt sie sich sehr angenehm verarbeiten.
Die Vorbereitung:
Ich hatte das Glück, an ein sehr sauberes Vlies eines deutschen Züchters zu kommen. Zur Probe habe ich die Wolle komplett selbst aufgearbeitet.
Zuerst habe ich das Vlies auseinandergenommen und stark verschmutzte Stellen sowie Nachschnitt aussortiert. Danach habe ich die Wolle in Waschnetzen mit mehreren Waschgängen, heißem Wasser und reichlich Spülmittel gewaschen und entfettet.
Nach dem Trocknen habe ich sie mit Hilfe eines Wollpickers aufgelockert und verblieben Pflanzenreste größtenteils mit einem Trumbler entfernt. Dann habe ich die Wolle mit einer Trommelkarde zu Vliesen bzw. Kardenband verarbeitet.
Das Spinnen:
Die aufgearbeiteten Fasern habe ich dann mit dem Spinnrad versponnen, was sehr angenehm war, da es mir aufgrund der Stapellänge und der Haptik leicht von der Hand ging.
Die Wolle ist mittelein bis robust und besitzt keine Deckhaare, Dadurch lässt sie sich zu einem gleichmäßig glatten Garn verspinnen, welches sich dann auch ideal zur Weiterverarbeitung eignet. Deshalb würde ich diese Rasse auch Anfängern durchaus empfehlen.
Das Weben:
Später habe ich mit dem Pinloom ein Probestück gewebt. Auch da empfand ich die Wolle als sehr angenehm, da das garn nicht aneinander hängen blieb, wie es bei anderen Fasern manchmal der Fall ist. Es ist ein glattes und eichmäßiges Webstück entstanden.
Das Webstück zeigt aber auch deutlich, dass die Wolle sehr kratzig ist, wenn man sie direkt auf der Haut trägt. Deshalb eignet sie sich eher für Überbekleidung wie Jacken oder Westen, für Taschen, Haushalstextilien oder Teppiche.
Das Stricken:
Da ich immer versuche Neues zu lernen, habe ich nun auch mit dem Stricken begonnen. Diese Strickprobe ist mein allererster Versuch gewesen und deshalb auch noch etwas chaotisch. Ich habe versucht, zwei Maschen rechts und zwei Maschen links zu stricken. Das Strickstück ist deutlich dicker als das Webstück, fühlt sich aber etwas weicher an, obwohl beides aus dem gleichen Garn entstanden ist.
Trotz, dass ich absolute Anfängerin beim Stricken bin, ließ sich die Wolle sehr angenehm verarbeiten. Deshalb würde ich sie auch anderen Anfängern sehr empfehlen.
Das Filzen:
Bei dieser Faser habe ich auch Filzproben gemacht und obwohl es beim Waschen keinerlei Anzeichen für eine gute Filzeigenschaft gab, war ich sehr überrascht, wie schnell und einfach sie sich mit der Nadel zu einer festen Kugel filzen ließ. Somit ist die Wolle des Exmoor Horn Schafes also auch hervorragend zum Filzen von Figuren geeignet.
Beim Nassfilzen hingegen bin ich fast verzweifelt. Grundsätzlich fällt mir das Filzen von Flächen noch recht schwer, aber die Wolle des Exmoor Horn Schafes wolle einfach nicht fest werden. Ich habe sie lange gefilzt, dann gewalkt und wieder gefilzt und trotzdem wollten sich die Fasern einfach nicht verbinden. Nachdem ich die Seife ausgewaschen hatte, konnte ich die Fasern einfach wieder auseinanderziehen, so als hätte ich sie gerade erst frisch gewaschen. Ich habe die Wolle dann wieder trocknen lassen und sie probehalber mit der Nadel gefilzt. Innerhalb weniger Minuten hatte ich eine feste Filzkugel.
Die Wolle des Exmoor Horn Schafes ist also sowas, wie natürliche Superwash-Wolle. Beim Waschen filzt sie einfach nicht an, mit der Nadel kann man daraus aber in kürzester Zeit feste Figuren filzen.
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Birgit Damitz (Mittwoch, 03 Februar 2021 08:04)
Vielen Dank für diese wertvollen Infos. Ich fange gerade erst mit dem Spinnen an und werde alle Tips von Dir sammeln. Flauschige Grüße aus dem Wendland, Birgit