Die Faser:
Soja ist eine Pflanze, die man meistens in verarbeiteter Form als Tofu, Milch oder Joghurt kennt. Sojafasern sind bisher noch eher unbekannt. Dabei handelt es sich um eine regenerative Proteinfaser, das heißt, dass es keine reine Pflanzenfaser ist, wie Leinen oder Baumwolle, sondern das Eiweiß aus den Pflanzenteilen in einem synthetischen Verfahren extrahiert wird. Der dabei entstandene Brei wird durch Spinndrüsen gedrückt, wodurch die einzelnen Fasern entstehen.
Aufgrund des Verfahrens und der dabei verwendeten Stoffe und Chemikalien, wird diese Art von Fasern nicht als Pflanzenfaser bezeichnet, sondern als synthetische Fasern auf Pflanzenbasis.
Das Ausgangsmaterial für diese Fasern entsteht bei der Herstellung von Lebensmitteln aus Soja. Es ist also ein Nebenprodukt, welches normalerweise entsorgt werden würde.
Sojafasern gibt es gebleicht und ungebleicht. Die gebleichten Fasern sind weiß, die ungebleichten hingegen sind gelblich bis karamellfarben. Wie ihr auf den Bildern seht, habe ich ungebleichte Sojafasern versponnen.
Das Spinnen:
Die Farbe der Fasern hat mir sehr gefallen und obwohl ich ja normalerweise kein Fan von synthetisch hergestellten Fasern bin, habe ich mich sehr auf das Spinnen gefreut. Ich habe wieder einen Strang so dünn wie möglich mit der Handspindel gesponnen und zweifädig verzwirnt und den anderen Strang mit dem Spinnrad gesponnen und navajogezwirnt.
Beim Spinnen mit der Handspindel habe ich gemerkt, dass diese Faser sehr viel Drall benötigt, wodurch es mir häufig passiert ist, dass der Faden abgerissen ist, weil ich zu schnell ausgezogen habe. Mit dem Spinnrad hatte ich dieses Problem nicht, da ich dort den Einzug und den Drall vorher einstellen kann und mich dann nur noch an das Tempo des Spinnrades halten muss.
Wie andere synthetisch hergestellte Faser auch, sind Sojafasern sehr rutschig und glatt, was das Spinnen zusätzlich erschwert.
Das entstandene Garn ist optisch sehr hübsch. Der gelblich-goldene Farbton mit dem seidigen Glanz ist etwas ganz Besonderes. Auch haptisch ist es angenehm weich, so dass man es wunderbar auf der Haut tragen könnte. Die Fasern lassen sich sehr dünn ausspinnen, so dass es sich gut für zarte, fließende Gewebe eignet.
Pur würde ich diese Faser nicht noch einmal spinnen, aber das liegt vorwiegend daran, dass ich kein Freund von synthetisch hergestellten Fasern bin. Gemischt mit anderen Fasern, wie z.B. weißer Angorawolle, kann ich mir Sojafasern aber wunderbar vorstellen und mit dieser und anderen Fasermischungen werde ich auch weiterhin arbeiten und experimentieren.
Für Anfänger sind Sojafasern keinesfalls geeignet, für Fortgeschrittene Handspinner ist es aber eine lohnenswerte Erfahrung, die das Fingerspitzengefühl schult.
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